Die Heilbronn-Dachstein-Tragödie: Wie ein beliebter Lehrer 13 Menschen in den Tod führte!

Beim Heilbronner Dachsteinunglück handelt es sich um ein Ereignis im April 1954, bei dem zehn Schüler und drei Lehrer der Heilbronner Knabenmittelschule Heilbronn bei einem Schneesturm auf dem Dachsteinmassiv in Oberösterreich ums Leben kamen.

Stellen Sie sich einen Schneesturm vor, der so heftig ist, dass er eine einfache Bergwanderung in einen Kampf auf Leben und Tod verwandelt. Im April 1954 brach eine Gruppe von Schülern und Lehrern zu einem Abenteuer auf, das sich jedoch schnell zu einem der tragischsten Ereignisse der Alpengeschichte entwickelte. Dies ist die Geschichte der Heilbronner Dachstein-Tragödie.

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Sein Name war Hans Seiler. Er war Ehemann, Vater, Lehrer und erfahrener Bergsteiger. Aber er war auch… ein Lügner. Bildnachweis: Stimme.de

Im Frühjahr 1954 wurde das Dachsteinmassiv in Oberösterreich stummer Zeuge einer Tragödie, die dreizehn Menschenleben kostete. Zehn Schüler und vier Lehrer aus Heilbronn wagten sich auf eine verhängnisvolle Besteigung, ohne zu wissen, dass sie ein tödlicher Schneesturm erwartete.

Es war in der Karwoche, als rund 150 Personen, darunter auch eine Gruppe der Heilbronner Knabenmittelschule, zum Ferientermin in die Bundessportschule Obertraun kamen. Darunter befand sich auch eine kleinere Gruppe von vierzehn Personen, die unter der Leitung von Lehrer Hans Georg Seiler für Gründonnerstag, 15. April, eine Besteigung des Krippensteins plante.

Hans Seiler Die Opfer der Heilbronn-Dachstein-Tragödie
Dreizehn von vierzehn Individuen der Gruppe kamen ums Leben. Die Opfer sind:
Willi Alfred Dengler, 16 Jahre, Schüler
Herbert Adolf Kurz, 15 Jahre, Schüler
Peter Lehnen, 15 Jahre, Student
Peter Eberhard Mössner, 16 Jahre, Schüler
Rolf Richard Mössner, 14 Jahre, Schüler
Roland Georg Josef Rauschmaier, 15 Jahre, Schüler
Karl-Heinz Rienecker, 16 Jahre, Schüler
Hans Werner Rupp, 24 Jahre, Lehrer
Hans Georg Seiler, 40 Jahre, Lehrer (in manchen Quellen auch Sailer geschrieben)
Kurt Seitz, 14 Jahre, Schüler
Dieter Steck, 16 Jahre, Student
Klaus Josef Strobel, 15 Jahre, Student
Christa Doris Vollmer, 24 Jahre, Lehrerin

Um 6:00 Uhr verließ die Gruppe die Herberge und freute sich trotz der widrigen Wetterbedingungen auf den Start ihrer Wanderung. Sie waren in bester Stimmung. Der Wetterbericht zeigte jedoch ideale Bedingungen: milde Temperaturen, Nordwestwinde, ein bewölkter Himmel und gelegentlich leichter Regen. Hans informierte die Herbergsmitarbeiter über ihre Route und ihre voraussichtliche Rückkehrzeit um 6:00 Uhr.

Als der Schneesturm jedoch immer heftiger wurde, ignorierten sie wiederholte Warnungen von Einheimischen und Arbeitern, darunter der Wirtin der Schönbergalmhütte und zwei Arbeitern der Materialseilbahn, die von Stütze 5 abstiegen. Sie waren die letzten Menschen, die die dreizehn Opfer lebend sahen. Sogar Hildegard Mattes, eine der Lehrerinnen, kehrte nach zwei Stunden um, eine Entscheidung, die ihr Leben retten sollte. Der Rest ging weiter … ins Ungewisse.

Um 6:00 Uhr warteten die Jungen, die nicht für die Wanderung ausgewählt worden waren, und die übrigen Lehrer gespannt. Doch eine halbe Stunde verging und von der Gruppe war nichts zu sehen. Der Besitzer des Hostels begann sich Sorgen zu machen, besonders nachdem es unerwartet zu schneien begonnen hatte.

Anrufe bei Hütten entlang der geplanten Route sorgten für Verwirrung. Niemand hatte sie gesehen. Der schlimmste Schneesturm seit Jahren tobte und die Gruppe war nirgends zu finden. Panik machte sich breit, als alle versuchten, herauszufinden, was passiert war.

Warum kehrte die Gruppe nicht um? Warum gab es auf ihrem Weg kein einziges Zeichen von ihnen? Die Antwort war einfach: Sie hatten nie einen Fuß darauf gesetzt.

Hildegard Mattes, die zuvor umgekehrt war, merkte, dass die besprochene Route nicht mit der von Hans angegebenen übereinstimmte. Da war ihnen klar, dass die Gruppe in ernsten Schwierigkeiten steckte.

Trotz der tückischen Bedingungen machten sich in dieser Nacht zwei kleine, aber erfahrene Suchtrupps auf den Weg. Einer verirrte sich, der andere kehrte ohne Hinweise zurück.

Am Morgen begann die bis dahin größte alpine Rettungsaktion. Als Zeugen die Schritte der Gruppe zurückverfolgten, bestätigten sie, dass sie einen anderen Weg genommen hatten, der meilenweit von der ursprünglichen Route abwich.

Die Gruppe wurde gegen 9:00 Uhr in einem Gasthaus gesehen, meilenweit vom Kurs entfernt. Hans ignorierte alle Warnungen vor dem Sturm und brachte die Gruppe noch weiter in Gefahr. Die letzte Sichtung der Gruppe erfolgte gegen 11:00 Uhr.

Über 400 Bergretter, Alpinpolizisten und Freiwillige durchkämmten das Gebiet. Aus Tagen wurden Wochen, die Rettungsbemühungen blieben vergeblich. Neun Tage später, am 24. April, fanden die Retter einen provisorischen Unterschlupf und schließlich im Schnee vergrabene Leichen. Die Kamera hielt eine verstörende Wahrheit fest. Die Fotos erzählten eine eindringliche Geschichte. Von Lachen und Abenteuer über Kälte, Erschöpfung bis hin zu einem Whiteout.

Fotos, die mit ihrer Kamera aufgenommen wurden. Bildnachweis: YouTube/Real Horror
Fotos, die mit ihrer Kamera aufgenommen wurden. Bildnachweis: YouTube/Real Horror

Doch erst am 28. Mai wurden die letzten beiden Opfer gefunden: Hans Seiler und der jüngste Schüler, Rolf Richard Mössner, er war gerade 14 Jahre alt.

Wie sich später herausstellte, war Hans nicht der Bergsteiger, für den er sich ausgab. Er log über die Route, ignorierte Warnungen und führte seine eigenen verrückten Pläne aus. Die Gruppe hatte sich im Schneesturm verirrt und folgte nicht der Route zum Krippenstein, sondern ging in die entgegengesetzte Richtung weiter bergauf. Erschöpft und verloren erlagen alle dreizehn den eisigen Temperaturen. Hans‘ Arroganz und Missachtung von Autoritäten führten schließlich zur Tragödie.

Hans änderte die Route und führte sie in eines der schwierigsten Gelände der Gegend, und schon bald hatten sie sich verirrt.
Ihre ursprüngliche Route war die weiße Linie. Doch Hans änderte die Route und führte sie in eines der schwierigsten Gelände der Gegend, wo sie sich bald verirrten.

In der Folgezeit wurden Gedenkstätten errichtet, um die Opfer zu ehren. Ein Stein auf dem Heilbronner Hauptfriedhof, eine Kapelle auf dem Krippenstein und das Heilbronner Kreuz markieren die Orte, an denen die jungen Menschen ihr Leben verloren.

Aber die Frage bleibt: Warum sollte Hans das tun? Seine Schüler mochten ihn zwar, aber manche seiner Mitschüler sahen auch eine dunklere Seite an ihm.

Hans bestand darauf, dass er wusste, was er tat, und man hörte ihn Dinge sagen wie „das sind junge Jungs, die brauchen nur Bewegung“ und „sie müssen sich nur aufwärmen“. Es scheint, als seien seine Handlungen an diesem Tag von einer rücksichtslosen Missachtung der Sicherheit und einer Überschätzung seiner Fähigkeiten getrieben gewesen.

Die Schuldfrage wurde heiß diskutiert. Eine Zivilklage wurde erwogen, aber schließlich fallengelassen. Hans zahlte den höchsten Preis, aber nichts konnte die Kinder zurückbringen.

Trauerfeier in Obertraun für die Opfer. Särge in der Sporthalle aufgebahrt.
Trauerfeier für die Opfer in Obertraun. Särge in der Sporthalle aufgebahrt. 27. April 1954. Bildquelle: Wikimedia Commons

Manche behaupten, die Tragödie sei das Ergebnis einer Fehleinschätzung gewesen, andere wiederum glauben, es sei eine unvermeidbare Naturkatastrophe gewesen. Letztendlich ist Hans‘ Vermächtnis eine warnende Geschichte. Eine Erinnerung an die Zerbrechlichkeit des Lebens und die schlimmen Folgen von Hybris.